Die Sommerzeit ist wieder da

Auch inmitten der Coronavirus-Krise muss es sein: Am Sonntag wird an der Uhr gedreht, um 2.00 Uhr springen die Zeiger eine Stunde nach vorn auf 3.00 Uhr und damit von der Normal- auf die Sommerzeit.

Die fast schon rituelle Aufregung darüber hält sich heuer angesichts der Gesamtsituation in Grenzen, stattdessen wird bereits gescherzt, die Sommerzeit bedeute immerhin „eine Stunde Isolation weniger“.

Auch die EU hat aktuell wohl andere Probleme, als die angestrebte Abschaffung der Zeitumstellung voranzutreiben. Diese ist ja eigentlich bereits auf Schiene, bis zum endgültigen Aus wird es wohl noch dauern. Nach wie vor diskutieren die Staaten über die konkrete Umsetzung. Kernproblem dabei ist, dass einige Länder lieber die Sommerzeit, andere die Normalzeit behalten wollen – Österreich etwa will bei der Sommerzeit bleiben.

Die Folge wäre ein drohender „Zeitzonen-Fleckerlteppich“ in der EU. Dieser soll freilich vermieden werden. Eine gemeinsame Lösung gibt es aber noch nicht. Die EU-Staaten wollen nun laut APA erst wieder über die Zeitumstellung reden, wenn eine Analyse zu den Folgen auf dem Tisch liegt. Aktuell ist aber ohnehin alles anders. Wie sehr die Coronavirus-Pandemie die Abschaffung der Zeitumstellung verzögern wird, steht in den Sternen. Doch auch abseits des Verhandlungstischs stellt die Ausnahmesituation das alljährliche Ritual unter neue Vorzeichen.

An vielen Menschen dürfte die Umstellung heuer wohl noch spurloser vorübergehen als in normalen Jahren. Dank lahmgelegten öffentlichen Lebens, ausgesetzter Berufstätigkeit und mehr Flexibilität im Homeoffice oder der „Home-Schule“ werden heuer viele die verlorene Stunde wohl einfach „hereinschlafen“ – oder der Schlafrhythmus gehört ohnehin schon der Vergangenheit an. Das früher lästige Umstellen der Uhren passiert heute zudem meist ohnehin automatisch. Und manch einer wird sich auch freuen, dass das traditionelle Granteln über die Zumutungen der Zeitumstellung vielleicht etwas leiser ausfällt.

Sonne und Frischluft fehlt

Wer allerdings wie gehabt in der Früh aufstehen muss, dem entgeht auch heuer eine Stunde Schlaf. Ob das tatsächlich gesundheitliche Folgen hat, darüber herrscht bis heute keine Einigkeit. Empfindliche Menschen klagen aber angesichts dieses „Mini-Jetlags“ auch immer wieder über Probleme im Schlafrhythmus oder Appetitlosigkeit.

Fachleute raten deswegen, in den Tagen vor der Umstellung früher als gewohnt ins Bett zu gehen – am Samstag sollte es etwa eine Stunde früher sein. Nach einigen Tagen dürfte sich bei Betroffenen der Biorhythmus wieder einpendeln. Wer müde bleibt, sollte sich aber auch nicht wundern: Immerhin wird aktuell wesentlich mehr Zeit in Innenräumen verbracht, weniger Sonnenlicht und Frischluft getankt.

Auch ihren ursprünglichen Zweck wird die Zeitumstellung heuer wohl nicht erfüllen. Dieser war es, das Tageslicht besser auszunutzen und dadurch Energie zu sparen. Der wirtschaftliche Nutzen ist schon in normalen Zeiten umstritten, heuer dürfte das Argument vollkommen ins Leere laufen. Und auch die zusätzlichen Sonnenstunden können – zumindest vorläufig – nicht in vollen Zügen genossen werden. Kritikerinnen und Kritiker der Zeitumstellung hatten angesichts dessen im Vorfeld schon für eine außertourliche Aussetzung plädiert, quasi zur Probe: Die Coronavirus-Krise wäre ihnen zufolge ein perfekter „Testlauf“ gewesen für eine Welt ohne Zeitumstellung. Denn wenn alles abgesagt werde – warum nicht auch die Zeitumstellung.

red, ORF.at/Agenturen

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