Frauen klagen über zu wenig Zeit

Frauen in Wien wünschen sich vor allem eines: mehr Zeit für Sozialkontakte und Freizeitaktivitäten. Das ergab die Frauenbefragung „Wien, wie sie will“ der Stadt Wien mit rund 15.500 Befragten.

Das Ziel der Befragung war, die Lebenssituation von Frauen und Mädchen etwa zwei Jahre nach Ausbruch der CoV-Pandemie zu erfassen. Unter dem Motto „Wien, wie sie will“ konnten alle Wienerinnen ab 14 Jahren bei der Frauenbefragung mitmachen. Rund 15.000 Wienerinnen nahmen teil. „Mit den Ergebnissen der Befragung fällt jetzt der Startschuss für zahlreiche Maßnahmen, die wir als Stadt Wien in den nächsten Monaten und Jahren setzen werden – um das zu schaffen, was sich die Wienerinnen wünschen: Mehr Zeit, mehr Raum und mehr Chancen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ).

Ungleiche Verteilung von unbezahlter Arbeit stört Frauen

Ein wichtiges Thema für die Teilnehmerinnen war laut Stadt etwa Aus- und Weiterbildung. „Chancengleichheit muss das Ziel sein. Schon jetzt gibt es hier ein großes Weiterbildungsangebot über den Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds, das nun weiter ausgebaut wird – um mehr Frauen in technische Berufe zu bringen“, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

Unzufriedenheit besteht laut der Umfrage am ehesten mit der verfügbaren Zeit – Zeit für Sozialkontakte, Freizeitaktivitäten oder Zeit für sich selbst. Mit der Zeit für Freizeitaktivitäten sind insgesamt 46 Prozent „zufrieden“. Mehr als die Hälfte der Befragten ist hier eher unzufrieden.

Die Befragung zeigte auch, dass sich besonders Mütter durch den zusätzlichen Betreuungsaufwand – oft in Verbindung mit Homeschooling – belastet fühlen. Alleinerzieherinnen sind noch stärker betroffen. Die Befragung ergibt: Auch in Vollzeit berufstätige Frauen managen die unbezahlte Arbeit, also Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege, zum großen Teil allein.

Erste Maßnahmen werden umgesetzt

Mädchen und junge Frauen sollen laut SPÖ mehr Raum bekommen – etwa durch die „Mädchenzone“ am Hebbelplatz in Favoriten. Sie ist ein niederschwelliger Ort ohne Konsumzwang, an dem sich Mädchen in ihrer Freizeit in einem geschützten Rahmen treffen und austauschen können. Außerdem errichtet die Stadt bis Jahresende ein fünftes Frauenhaus mit 50 zusätzlichen Plätzen für von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen.

Die Stadt will Mädchen für technische Bereiche zu begeistern – zum Beispiel mit dem Töchtertag. Nächstes Jahr soll das Projekt „Mädchen feiern Technik“ starten. Die Prüf- Inspektions- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien wird einmal im Monat ihre Türen für Schülerinnen öffnen und zeigen, welche Berufe es zu entdecken gibt – vom Bereich Brandschutz bis zur Wasserqualitätsprüfung.

Auch auf die gezielten Förderungen wird hingewiesen: So finanziert die Stadt Wien über den Wiener Arbeitnehmer*innen Förderungsfonds (waff) berufstätigen Frauen Stipendien von 10.000 Euro für ein Bachelor-Studium und 7.500 Euro für ein Master-Studium an Wiener Fachhochschulen. Ergänzend werden bis zum Jahr 2025 300 zusätzliche Studienplätze an den Wiener FHs für berufstätige Frauen finanziert. Für diese Ausbildungsinitiative nimmt die Stadt Wien 23,6 Mio. Euro in die Hand.

12.000 Interviews wurden durchgeführt

Die Befragung lief von März 2022 bis April 2022. Alle Wienerinnen konnten mitmachen. Die Forschungsinstitute IFES und OGM führten die Frauenbefragung im Auftrag des Frauenservice Wien in zwei Teilen durch. Zum einen gab es eine quantitative Befragung von mehr als 3.000 Wienerinnen. Danach wurden Frauen und Mädchen detaillierter befragt. Hier wurden mehr als 12.000 Interviews mit rund 77.000 offen formulierte Antworten durchgeführt.

(ORF.at/Foto: gettyimages)

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