Die Wiener Staatsoper ist geschlossen, spielt aber täglich online

Die Mailänder Scala, die seit dem 23. Februar alle Aufführungen abgesagt hat und mindestens bis zum 3. April geschlossen bleiben wird, verliert eine Million Euro pro Woche, sagt ihr neuer Direktor Dominique Meyer, der zurzeit eigentlich zwei Häuser leitet – also auch die Wiener Staatsoper.

„Wir werden auf vieles verzichten müssen und öffentliche Unterstützung benötigen“, so Meyer gegenüber der Tageszeitung Corriere della Sera zur Lage der ScalaGleichwohl werde geprüft, einige Aufführungen per Streaming zu senden.

Die Wiener Staatsoper ist in diesem Punkt schon weiter, da sie über eine eingespielte Streaminginfrastruktur verfügt: Sie zeigt ab nun täglich Aufzeichnungen früherer Opern- und Ballettvorstellungen – und dies kostenlos (www.staatsoperlive.com).

Angesichts der aktuellen Sicherheitsvorkehrungen müssen auch andere Häuser auf ihr Archivmaterial zurückgreifen. Der für 18. März an der Staatsoper unter den Linden geplante Livestream der Premiere von Mozarts Idomeneo mit Dirigent Sir Simon Rattle muss zwar abgesagt werden. Ab Dienstag bietet das Berliner Haus jedoch ein kostenloses Online-Programm auf seiner Website an. Auch die Bayerische Staatsoper versucht, einen alternativen Online-Spielplan zu organisieren und einzelne Vorstellungen als Livestream oder als Video-on-Demand zur Verfügung zu stellen (www.staatsoper.tv). Dazu gehören etwa das Akademiekonzert mit Joana Mallwitz und Igor Levit (16. März) oder die Uraufführung 7 Deaths of Maria Callas der Performancekünstlerin Marina Abramovic (11. April).

Bleibt bitte daheim!

In Italien entstehen gerade auch kollektive Initiativen: Künstler wie Filmregisseur Paolo Sorrentino und Sänger Jovanotti animieren per Netz-Initiative #IoRestoaCasa („Ich bleibe zu Hause“) zur Abgeschiedenheit. Internetnutzer posten dabei kleine Videos und Texte zum Zeitvertreib. Dabei würden auch Museen und Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum, die Uffizien oder Pompeji die Menschen mit Posts einladen, sich Meisterwerke im Netz anzuschauen. Ab 19. März geht zudem die theaterbezogene Plattform Spectyou online, die Stücke in voller Länge bietet.

Daneben gibt es auch Einzelinitiativen von Musikerinnen: Pianist Igor Levit etwa bietet – wann immer möglich – um 19 Uhr ein Hauskonzert, das er auf Twitter streamt. Ebendies tat auch Popsängerin Gianna Nannini, sie gab ein „virtuelles Konzert gegen Corona-Einsamkeit“ direkt aus dem Wohnzimmer. Natürlich reagieren auch Orchester. Die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker mit ihren 600 archivierten Konzerten wird von nun an kostenlos für alle zur Verfügung gestellt, da die Philharmonie Berlin bis auf weiteres geschlossen bleibt.

 

(derstandard.at)

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