Nun drohen auch im Handel Warnstreiks

Nach dem Ende des Bahnstreiks könnte schon bald die nächste Arbeitsniederlegung folgen. Im Handel finden nach vier ergebnislosen KV-Runden am Dienstag neuerliche Lohnverhandlungen statt. Sollte es hier aus Sicht der Gewerkschaft zu keinem positiven Ergebnis kommen, wird es am kommenden Freitag und Samstag, 2. und 3. Dezember 2022, zu Warnstreiks kommen – eine entsprechende Streikfreigabe liegt bereits vor.

Der Handels-KV ist einer der größten Kollektivverträge in Österreich. Er betrifft rund 430.000 Angestellte und Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. Die bisherigen Verhandlungsrunden brachten noch kein Ergebnis. Die Arbeitgeber bieten vier bzw. fünf Prozent sowie eine steuerfreie Prämie, die großteils noch heuer ausbezahlt werden soll. Für die Gewerkschaft ist das Angebot „völlig unzureichend und alles andere als wertschätzend“. Sie fordert stattdessen ein Gehaltsplus von 8,5 Prozent mit einem Mindestbetrag in Höhe von 200 Euro. Das würde laut Gewerkschaft vor allem für niedrigere Gehaltsgruppen ein deutlich höheres Gehaltsplus bedeuten (bis zu 11 Prozent).

Streik mitten in der Adventszeit

Für den Fall, dass es bei den Gesprächen am heutigen Dienstag zu keiner Einigung kommt, legen die Handelsangestellten am Freitag und Samstag die Arbeit nieder. Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) hat eine entsprechende Streikfreigabe bereits erteilt. In mehr als 300 Unternehmen gebe es Streikbeschlüsse aus dortigen Betriebsversammlungen, berichtet die Austria Presse Agentur. Darunter befinden sich demnach große Handelsketten – u. a. auch aus der Lebensmittelbranche – Textilketten, Großhändler und Baumärkte. Wo es keinen Betriebsrat gibt, gibt es auch keine entsprechenden Beschlüsse, somit drohen dort auch keine Streiks.

„Die Beschäftigten sind wütend und enttäuscht, dass gerade sie so lange auf ein respektables Gehaltsplus warten müssen. Zum respektlosen Arbeitgeberangebot gibt es nur Kopfschütteln“, sagt Martin Müllauer, Vorsitzende des GPA Wirtschaftsbereichs Handel, über die vorherrschende Enttäuschung.

Arbeitgeber: „Blockadehaltung“

Für Arbeitgeber-Chefverhandler Rainer Trefelik ist die „Blockadehaltung“ der Gewerkschaft unverständlich. „Seit der letzten Verhandlungsrunde hat sich die Anzahl jener Arbeitgeberbetriebe, die sich bereit erklärt haben, die Teuerungsprämie bereits zur Gänze im heurigen Jahr auszubezahlen, beträchtlich erhöht.“

Laut dem WKÖ-Handelsobmann ergibt sich durch die Teuerungsprämie eine Erhöhung um 8 Prozent. Im Einstiegsbereich würde der Nettovorteil einer Bruttoerhöhung von 13,53 Prozent entsprechen. „Damit liegen wir mit unserem Angebot um 1,1 Prozent über der rollierenden Inflationsrate“, erklärt Trefelik.

Arbeitnehmer: „Mogelpackung“

Die Arbeitnehmervetreter bezeichnen das Angebot hingegen als Mogelpackung. Das aktuelle offizielle Angebot der Arbeitgeber liege bei 4 Prozent Gehaltserhöhung und einer Einmalzahlung in Höhe von 3 Prozent. Das sei weit unter der zugrunde gelegten rollierenden Inflation in der Höhe von 6,9 Prozent, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger. Das sei eine „Mogelpackung“ und nicht annehmbar. Eine dauerhafte Wirkung auf das Gehalt hätten schließlich nur die 4 Prozent, so die Gewerkschafterin.

Betriebsversammlungen bei A1

Auch bei der A1 Telekom Austria gibt es vorerst keine Einigung bei den Kollektivverträgen. Am Montagabend wurde die fünfte KV-Runde ergebnislos abgebrochen. Nun finden am heutigen Dienstagvormittag in ganz Österreich Betriebsversammlungen statt, bei denen die A1-Angestellten über den Stand der Verhandlungen informiert werden.

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten (GPF) Werner Luksch zeigt sich vom Verhandlungsverlauf enttäuscht: „Leider ist der A1 Telekom Vorstand nicht bereit, die Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen mit einer nachhaltigen Erhöhung ihrer Gehälter zu honorieren. Bei den morgigen Betriebsversammlungen werden wir uns die Rückmeldung von der Belegschaft holen, was diese von dem bisherigen Vorgehen des Vorstandes hält.“

(meinbezirk.at/Foto: gettyimages)

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