Anschober: „Der Mai wird der Entscheidungsmonat“

Als „sehr konstant und stabil“ hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die aktuelle Situation in Sachen Corona-Neuinfektionen am Dienstag bezeichnet. Die ersten Öffnungen der Baumärkte und kleineren Geschäfte am 14. April hätten keinen Rückfall respektive keinen Anstieg bei den Erkrankten gebracht. „Aber wir sind noch nicht durch“, warnte der Minister in einem gemeinsamen Statement mit Innenminister Karl Nehammer, dem geschäftsführenden Direktor des Bundeskriminalamtes Gerhard Lang und Virologin Monika Redlberger-Fritz: „Der Mai wird der Entscheidungsmonat.“

Österreich habe die Maßnahmen in der ersten Phase hervorragend umgesetzt, betonte Anschober. Mit Stand Dienstagvormittag gab es in Österreich 15.569 Infizierte, was einen Anstieg von 0,2 Prozent zum Vortag bedeutete, 146 Personen waren neu genesen, 418 im Spital, davon 104 in Intensivbehandlung. Die zweite Phase werde nun die schwierigste Herausforderung, denn nun komme es auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung an, so Anschober: „Wir müssen weiterhin konsequent sein. Eine zweite Welle wäre das Schlimmste.“

Allfällige Veränderungen des zweiten Öffnungsschrittes mit Anfang Mai sowie der ausgelaufenen Ausgangsbeschränkungen werden in zehn bis zwölf Tagen sichtbar sein. „Wenn wir das schaffen ohne große Veränderungen, dann haben wir schon viel geschafft“, betonte der Gesundheitsminister. Ihm sei klar, dass die Menschen langsam müde werden, die Disziplin sei aber nach wie vor toll: „Ich habe in den letzten Tagen keinen einzigen Menschen in den Öffis ohne Mund-Nasen-Schutz gesehen.“

„Wir sind noch mitten in der Pandemie“
Virologin Monika Redlberger-Fritz leitet das Referenzlabor an der Meduni Wien. Sie erläuterte die jüngsten, durchaus positiven Entwicklungen in Sachen Antikörpertests. Diese seien sehr lange nicht aussagekräftig gewesen, mittlerweile haben man diese aber stark verbessert. Auch Neutralisationstests, die Antikörper im Blut des Patienten feststellen, haben eine gute Aussagekraft.

Die Medizinerin warnte davor, sich bereits in Sicherheit zu wähnen: „Die Welt befindet sich immer noch im exponentiellen Wachstum, wir sind noch mitten in der Pandemie. In Österreich haben wir aber das Glück, dass die Maßnahmen gegriffen haben, früh eingeleitet worden sind und die Bevölkerung sich gut daran gehalten hat.“ Das alles habe zu einer geringen Durchseuchung in der Bevölkerung geführt. Dennoch sei es wichtig, dass auch bei weiteren Öffnungen die Schutzmaßnahmen eingehalten würden: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen!“

Nehammer warnt vor „pandemischem Tsunami“
Innenminister Nehammer appellierte ebenfalls an die steigende Eigenverantwortung und warnte vor einem „pandemischen Tsunami“, der sich ausbreiten könnte. Die Polizei verstehe sich dabei als Partner der Bevölkerung und das Auslaufen der Ausgangsbeschränkungen sei auch für die Beamten eine Erleichterung, so Nehammer. In Sachen Grenzkontrollen versucht Österreich derzeit eine gemeinsame Strategie mit den Nachbarländern zu erarbeiten: „Wir stehen hier im regen Austausch, müssen uns aber an die Situation anpassen“, sagte der Minister.

„Wir wollen keinen pandemischen Tsunami.“ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)

Zuvor hatte Nehammer mitgeteilt, dass er am Dienstag anlässlich des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren einen Kranz bei dem Gestapo-Denkmal am Morzinplatz in Wien niederlegen werde: „Wir müssen unser Vermächtnis sehr ernst nehmen. Und unsere Verantwortung für die Zukunft.“

„Gemeinsam sicher“-Projekt der Polizei

Gerhard Lang, geschäftsführender Direktor des Bundeskriminalamtes, berichtete abschließend über das ressortübergreifende Projekt „Gemeinsam sicher“, bei dem speziell geschulte Polizisten mit anderen Behörden Konzepte und Lösungen für verschiedene Bereiche während der Corona-Krise erarbeiten. So konnte man beispielsweise eine Kampagne mit dem Frauenministerium und diversen NGOs zum Thema häusliche Gewalt starten oder unter dem Titel „Gemeinsam sicher auf Märkten“ Konzepte für den Marktbetrieb erarbeiten.

(krone.at)

Mehr dazu

Popularno