Antisemitische Vorfälle in Österreich gestiegen

Insgesamt 550 antisemitische Vorfälle wurden 2019 in Österreich registriert. Im Vergleich zu 2017 ist das ein Anstieg um 9,5 Prozent.

Im Jahr 2019 wurden von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) und dem Forum gegen Antisemitismus insgesamt 550 antisemitische Vorfälle erfasst. Das entspricht einem Anstieg um 9,5 Prozent binnen zwei Jahren. „Ich will nicht von alarmierenden Zahlen reden, denn besorgniserregend ist die Entwicklung bereits seit vielen Jahren“, sagt IKG-Präsident Oskar Deutsch.

Erfasst wurden sechs physische Angriffe, 18 Bedrohungen, 78 Sachbeschädigungen, 209 antisemitische Massenzuschriften und 239 Fälle von verletzendem Verhalten. „Ich will nicht von alarmierenden Zahlen reden, denn besorgniserregend ist die Entwicklung bereits seit vielen Jahren“, sagt IKG-Präsident Oskar Deutsch.

Präsident Deutsch betont: „Das Judentum gehört zu Österreich wie die Milch in die Melange. Das wissen auch die meisten Menschen in unserem Land. Leider gibt es aber eine steigende Zahl an Personen, die Antisemitismus schüren und schließlich auch viele die zur antisemitischen Tat schreiten.“

Internationale Zusammenarbeit

Wien sei auch für Jüdinnen und Juden eine besonders lebenswerte Stadt, und darüber hinaus trägt die Zusammenarbeit mit Polizei, Verfassungsschutz und Innenministerium sowie die professionelle Sicherheitsarbeit der IKG selbst zu einem hohen Maß an Sicherheit bei. Deutsch: „Aber die Beamten und Sicherheitskräfte können ja nicht überall sein. Das gesellschaftliche Ziel muss sein, dass wir ohne umfassende Schutzmaßnahmen auskommen. Leider ist dieses Ziel in weiter Ferne.“

Bei der Kategorisierung der Vorfälle orientiert sich die IKG an internationalen Standards. Beispielgebend sind etwa die Partnerorganisationen im Vereinigten Königreich (CST) und in Deutschland (RIAS). „Diese Anpassung an internationale Standards ermöglicht erstmals über Ländergrenzen hinweg aussagekräftige Vergleiche zu anderen Berichten sowie einen noch engeren Austausch mit jüdischen Gemeinden in Europa sowie mit EU-Behörden“, stellt IKG-Generalsekretär Benjamin Nägele fest. „Der vorliegende Bericht muss weiterer Ansporn sein, eine holistische nationale als auch europäische Strategie gegen Antisemitismus zu erarbeiten und diese zügig umzusetzen. Wir dürfen keine weitere Zeit verlieren.“

„Können Kampf gegen Antisemitismus nicht alleine führen“

Oskar Deutsch: „Als jüdische Gemeinde können wir zum Kampf gegen Antisemitismus beitragen, ihn aber nicht alleine führen.“ Es sei im Interesse des gesamten Landes und der Europäischen Union, Judenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten. Im Regierungsprogramm fänden sich in diesem Zusammenhang einige Hoffnung machende Ansätze.

Nach Differenzierung verlangt die Auswertung der weltanschaulichen oder religiösen Milieus von Tätern und Täterinnen. 226 der 550 Vorfälle sind keinem ideologischen Hintergrund zuordenbar, während 268 Mal ein der gesellschaftspolitisch Rechten, dem Rechtsextremismus sowie dem (Neo-)Nazismus zuzuordnender Background nachweisbar war.

Dagegen handelte es sich in 31 Fällen um Personen, die weltanschaulich bzw. religiös dem politischen Islam zuzuordnen sind. 25 Täter sind einer politisch linken oder linksextremistischen Gesinnung zuzuordnen (z.B. „Globalisierungskritik“ oder Israelfeindlichkeit).

Das Übergewicht an rechtsmotivierten Vorfällen besteht vor allem in den Kategorien Sachbeschädigung und „Verletzendes Verhalten“. In Kategorien mit besonders hohem Gefährdungspotenzial (physische Angriffe und Bedrohungen) ist wiederum muslimischer Antisemitismus auffällig.

(heute.at)

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