Doppelmord: Weiter Fahndung nach Mann

Nach dem Doppelmord in Wien-Mariahilf fahndet die Polizei weiter nach einem 49-jährigen Mann. Es handelt sich um den Lebensgefährten der getöteten 32-Jährigen. Eine Obduktion bestätigte, dass sie und ihre Tochter durch Fremdverschulden starben.

„Die Ermittler des Landeskriminalamtes arbeiten hier noch immer auf Hochtouren“, sagte Polizeisprecherin Irina Steirer am Samstagvormittag gegenüber Radio Wien. „Und die Ermittlungen gehen weiterhin in alle Richtungen.“ Nach dem verdächtigen 49-Jährigen werde „intensiv gefahndet“, so Steirer. Der Mann wohne in Wien, sein aktueller Aufenthaltsort sei jedoch nicht bekannt. Bei dem Verdächtigen soll es sich um einen Tunesier handeln. Der Mann ist laut Polizei entgegen anderslautenden Medienberichten nicht vorbestraft.

Die am Freitag durchgeführte Obduktion habe ergeben, dass die 32-jährige Frau und ihre 15-jährige Tochter jeweils durch „einen Angriff gegen den Hals“ starben, erklärte die Polizeisprecherin. Die beiden wurden also entweder erwürgt oder erdrosselt.

Ärztin alarmierte Polizei

Die Ermittlungen liefen bereits vor dem Obduktionsergebnis auf Hochtouren, da die Auffindungssituation laut Polizei auf ein Verbrechen schließen ließ. Die Leichen lagen im Schlafzimmer, das versperrt war. Eine Ärztin hatte am Donnerstag gegen 17.15 Uhr die Polizei verständigt, da die anderen Kinder der Frau – zwei Buben im Alter von sieben und neun Jahren – alleine in ihre Ordination gekommen waren, teilte die Exekutive am Freitag mit.

Zunächst hatte die Medizinerin versucht, die Mutter zu erreichen, was nicht gelang. Die Polizisten der Inspektion Taubstummengasse holten daraufhin die Kinder ab und fuhren sie nach Hause in die Mollardgasse. Dort entdeckten sie die Leichen der Mutter und ihrer Tochter. Die beiden Buben wurden zunächst zu einer Polizeiinspektion gebracht worden und werden nun von einem Kriseninterventionsteam betreut.

Kritik an zu wenig Schutz von Frauen

Bei der 32-Jährigen und der 15-Jährigen handelt es sich laut APA-Zählung um die 22. und 23. mutmaßliche Tötung einer Frau in Österreich in diesem Jahr. Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) kritisierte am Freitagabend in der ORF-„ZiB Nacht“, dass es zwar gute Gesetze zum Schutz von Frauen in Österreich gebe, diese aber nicht richtig umgesetzt würden. „Wir erleben immer wieder, dass Frauen leider von den Behörden im Stich gelassen, nicht ernst genommen und oft auch nicht adäquat unterstützt werden.“

Rösslhumer sprach von „massivem Hass immer wieder gegen Frauen“, Gewalt und tagtäglichem Sexismus. Die Regierung tue zwar viel dagegen, „wir brauchen aber einen gesamtheitlichen Ansatz“. Die Täter würden oft nicht wirklich zur Verantwortung gezogen. Dazu kommt: „Wir spüren die Kumulation der Krise.“ Der soziale Unfrieden steige, auch die Aggression gegen Frauen.

(ORF.at/Agenturen/Foto: Abbildung)

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