Epidemiologe: Ludwigs Maskenpflicht in Öffis ist nutzlos und politisch motiviert

In Wien ist der Masken-Karneval noch nicht vorbei, zumindest wenn man U-Bahn, Autobus oder Straßenbahn betritt. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verteidigt die Maßnahme als nach wie vor notwendig. Prof. Gerald Gartlehner widerspricht: An der Infektionswelle und der Belastung der Spitäler ändert sich damit nichts.

Als isolierte Maßnahme ist die Maskenpflicht in Öffis nutzlos, sie hat unter den jetzigen Umständen „keinen Effekt“, sagt Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems. An Infektionswellen und der Belastung der Spitäler würde der Wiener Spezialweg rein gar nichts ändern.

Wiens Festhalten an der FFP2-Maskenpflicht seit somit aus epidemiologischer bzw. Public-Health-Sicht nicht mehr zu rechtfertigen. Dass Wien an diesem „Relikt aus früheren Tagen“ festhalten, könne wenn, dann politisch erklärt werden, nicht epidemiologisch, sagt Gartlehner.

Wiens Festhalten an der FFP2-Maskenpflicht seit somit aus epidemiologischer bzw. Public-Health-Sicht nicht mehr zu rechtfertigen. Dass Wien an diesem „Relikt aus früheren Tagen“ festhalten, könne wenn, dann politisch erklärt werden, nicht epidemiologisch, sagt Gartlehner.

Spitäler von Überlastung weit entfernt

Man könne die Maßnahme auch nicht mit dem Verhindern einer drohenden Überlastung des Gesundheitssystems begründen, da die Spitäler nicht einmal in der Nähe ihrer Kapazitätsgrenzen sind. Österreichweit sind 842 Patienten auf Normal- und 76 auf Intensivstationen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt konstant zwischen 3000 und 5000.

Sinnlos sei die FFP2-Maskenpflicht vor allem deshalb, weil sie eine isolierte Maßnahme ist. „Angesichts des Umstands, dass die derzeit zirkulierenden Omikron-Varianten extrem ansteckend sind und nirgendwo außer in öffentlichen Verkehrsmittels Masken getragen werden müssen und auch getragen werden, hat eine Maskenpflicht de facto keine Auswirkung auf die generelle Ausbreitung des Virus“, wird Gartlehner in der „Presse“ zitiert. „Wer sich nicht in der U-Bahn ansteckt, weil er dort eine Maske trägt, steckt sich eben woanders an, wo er keine trägt – im Theater zum Beispiel.“

In den Öffis steckt man sich meistens überhaupt nicht an

Darüber hinaus gehörten öffentliche Verkehrsmittel wegen der vergleichsweisen kurzen Verweildauer ohnehin nicht zu den Orten mit besonders vielen Ansteckungen – auch ohne Maske. Die meisten Infektionen fänden in Restaurants, Bars, Konzerten, bei Familienfeiern, am Arbeitsplatz und natürlich im eigenen Haushalt statt – doch hier gilt zurzeit keine Maskenpflicht.

Gartlehner sieht politische Gründe für das Beharren von Michael Ludwig auf der Maskenpflicht: „Wien hat sich den Ruf erarbeitet als eine Stadt, die einen besonders vorsichtigen Weg geht. Diesen Weg zu verlassen, noch dazu im Herbst, wenn auch die Grippe und grippale Infekte wieder zunehmen, könnte als inkonsequent und widersprüchlich aufgefasst werden.“

TV-Medicus: Ludwig will von anderen Problemen ablenken

Eine andere Erklärung für die Wiener Masken-Politiker hat Dr. Marcus Franz, Wiener Facharzt für innere Medizin. Auf TV-Medicus bezeichnete er Maskenpflicht von Wiens Bürgermeister als „Nebelgranate“, um von anderen Problemen abzulenken, wie dem Wien-Energie-Skandal oder den strukturellen Mängeln in Spitälern. „Mit der Covid-Problematik kann man das alles überdecken.“

Allerdings bestehe angesichts massiver struktureller Probleme in den Wiener Krankenhäusern tatsächlich massiver Handlungsbedarf. „Die strukturellen Mängel im Wiener Gesundheitssystem sind seit vielen Jahren bekannt.”

(exxpress.at)

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