Bulgarien, Rumänien nicht reif für Schengen

Österreich unterstützt die Erweiterung des Schengen-Raums um Kroatien, lehnt aber die Aufnahme Bulgariens und Rumäniens ab. Das sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch nach einem Treffen mit dem kroatischen Regierungschef Andrej Plenkovic in Zagreb.

Nur wenige irreguläre Migrantinnen und Migranten würden über Kroatien kommen, aber 40 Prozent über die Route Türkei, Bulgarien, Rumänien und dann Ungarn, sagte Nehammer in einer Pressekonferenz.„Wir haben einen enormen Druck an irregulärer Migration, und das, obwohl wir ein EU-Binnenland sind und kein Außengrenzland“, sagte der Bundeskanzler in einer Pressekonferenz.

Schon seit 2015 habe Österreich viele Menschen aufgenommen und ihnen Schutz gewährt. Aktuell biete man Zehntausenden Menschen aus der Ukraine Sicherheit und Schutz, was „eine Selbstverständlichkeit“ sei.

Nehammer für „Zurückweisungsrichtlinie“

Zusätzlich zu den Menschen aus der Ukraine habe man mittlerweile bereits 95.000 Asylanträge, und viele von diesen Menschen hätten keine Asylberechtigung. Das größte Problem ist laut Nehammer, dass der Großteil der Ankommenden nicht registriert sei. Insgesamt habe es bisher mehr als 100.000 Aufgriffe in Österreich gegeben, 75.000 davon seien nicht registriert gewesen. Man müsse das bestehende System ändern, sagte Nehammer. „Das europäische Asylsystem ist gescheitert.“ Man brauche eine „Zurückweisungsrichtlinie“, um Asylwerbende aus sicheren Herkunftsstaaten schneller zurückweisen zu können.

„Wir diskutieren jetzt über die Schengen-Erweiterung, während wir gleichzeitig sehen, also Österreich besonders, dass die Außengrenzen mangelhaft oder nicht geschützt sind und auf der anderen Seite Grenzschutz nach innen weniger werden soll. Das geht sich aus unserer Sicht, aus österreichischer Sicht, so nicht aus“, so der Kanzler. „So wird die Schengen-Erweiterung nicht stattfinden können.“

Unterstützung für Kroatien

Im Gegensatz zu den beiden anderen Ländern erfülle Kroatien seine Verpflichtungen. „Wir werden den Weg Kroatiens in den Schengen-Raum unterstützen, und gleichzeitig werden wir sehr kritisch sein bei den Bestrebungen Bulgariens und Rumäniens“, stellte Nehammer klar.

Der Kanzler schien bereits im Vorfeld seiner Zagreb-Reise eine zuvor geäußerte Vetodrohung von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) zurückzunehmen. „Da Kroatien den Grenzschutz vorbildlich erfüllt, sehe ich da kein Problem. Über die Länder wird ja einzeln abgestimmt“, sagte er am Dienstag. Karner selbst wollte sich am Mittwoch nicht entsprechend festlegen. „Wir verhandeln derzeit intensivst“, sagte er lediglich.

Nehammers Aussagen waren nicht nur in Kroatien, sondern auch in Slowenien mit Genugtuung quittiert worden, wie die APA am Mittwoch aus informierten Kreisen in Ljubljana erfuhr. Das zwischen Kroatien und Österreich liegende Land kämpft nämlich genau mit dem Argument des geringen Migrationsdrucks seit Jahren für die Aufhebung der österreichischen Grenzkontrollen.

Plenkovic: Verstehen Österreich

Plenkovic sagte, man sei sich der Besorgnis und der Probleme Österreichs angesichts der großen Zahl Asylsuchender bewusst. Gemeinsam habe man auch festgestellt, dass diese Menschen nicht über Kroatien nach Österreich kommen. Und gemeinsam werde man sich auch dafür einsetzen, dass die Kontrollen an den EU-Außengrenzen verstärkt werden, so Plenkovic.

Nehammer traf in Zagreb auch zu Gesprächen mit Staatspräsident Zoran Milanovic und Parlamentspräsident Gordan Jandrokovic zusammen. Am Donnerstag wird er beim LNG-Terminal auf der Insel Krk mit Plenkovic und dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder über die Gasversorgung sprechen.

(ORF.at/agenturen)

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