Die Härtesten unter der Sonne

Temperaturen in weit mehr als hundert Orten jenseits der 35-Grad-Marke, damit mussten am Mittwoch viele Menschen in Österreich fertig werden. Am schlimmsten ist es aber für jene Personen, die teilweise sogar in der prallen Sonne arbeiten mussten und müssen. Tausende Bauarbeiter zählen so gesehen zu den Härtesten unter der Sonne.

Einheimische Flaneure und Touristen schlurfen mehr als sie gehen durch die Herrengasse in der Wiener Innenstadt. Der Küchenchef in einem renommierten Innenstadt-Restaurant nimmt die Hitze, wie er selbst betont, „gelassen“, weil das Jammern nichts bringe.

Dabei gibt es schon ein paar Jahre die Regel, dass wie bei Regen die Baufirmen eine Abgeltung aus der Bauarbeiter-Urlaubskasse erhalten, wenn 32,5 Grad überschritten werden. Im Hitzesommer 2019 wurde diese Ersatzzahlung für rund 36.000 Beschäftigte am Bau, das ist rund ein Drittel aller Bauarbeiter, in Anspruch genommen, sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz und Nationalratsabgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ) zur „Wiener Zeitung“. Wie viele es in diesen heißen Juli-Tagen, in denen für Donnerstag noch höhere Temperaturen vorhergesagt werden, sind, kann erst nach Monatsende gesagt werden, wenn die Meldungen über „hitzefrei“ am Bau eingelangt sind.

App schlägt bei 32,5 Grad auf einer Baustelle Alarm

Seit der Vorwoche gibt es eine App, die via Handy Maurer und Zimmerleute alarmiert, wenn die 32,5 Grad an der nächsten Messstation überschritten werden. Damit kann ein Bauleiter dann bei der Firmenleitung das Einstellen der Arbeiten einfordern.

Entweder die Betroffenen können danach im Schatten weiterarbeiten, was bei Hochbauten und Tunnelarbeiten möglich ist. Nicht aber für Arbeiter im Straßenbau oder wenn der Rohbau keinen Sonnenschutz bietet. Dann besteht die Gelegenheit, ab 32,5 Grad „blau“ zu machen. Wenn es ohne größere Lärmbelästigung für Anrainer möglich ist, wird am Bau auch schon um 5 oder 6 Uhr Früh begonnen. Das wird gerade bei Straßenarbeiten genützt.

Auch die Ozowerte werden zum Problem

Kein Honiglecken ist der Job für Beschäftigte in Gastronomie und Hotellerie. Allerdings profitieren Bedienstete teils bereits von Klimaanlagen in Lokalen.

Sabine Ameshofer, Betriebsratschefin in der Eurotherme im oberösterreichischen Bad Schallerbach, kennt das. Bei Produktivität und beim Wohlbefinden zeige sich ein merkbarer Unterschied. Im öffentlichen Buffet muss in der Therme ohne Klimaanlage gearbeitet werden, im Restaurant des Hotels ist die Klimaanlage ein Segen.

„Das alte Klischee, dass Klimaanlagen krank machen, ist Humbug“, sagt Ameshofer. Daher legt sie Klimaanlagen allen Gastronomiebetrieben ans Herz. Bade- und Saunameister wie die Betriebsrätin früher selbst müssen hingegen schwitzen. Da empfiehlt sie abduschen, vernünftige Chefs würden das auch zulassen.

Generell warnen von Gesundheitsminister Johannes Rauch über Arbeitsmediziner bis zu Rot-Kreuz-Mitarbeitern, besondere Anstrengungen, auch durch Freizeitsport, tagsüber in der Hitze zu vermeiden. Neben der Temperatur steigt außerdem die Ozonbelastung. In Wien wurden an den Messstellen Lobau und Liesing-Gewerbegebiet die Werte zur Informationsschwelle überschritten. Autofahrten sollten da ebenso unterlassen werden wie erhöhte körperliche Belastungen.

(WienerZeitung.at)

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