Der von der Trump-Administration unterstützte Kandidat, Ex-Fußball-Hooligan Karol Nawrocki, steht offenbar als Sieger der polnischen Präsidentschaftswahl fest.
In den frühen Morgenstunden, etwa zwei Stunden nach Mitternacht, lag Nawrocki mit rund einer Million Stimmen Vorsprung vor seinem Herausforderer, dem proeuropäischen Bürgermeister von Warschau, Rafał Trzaskowski.
Trotzdem trat Trzaskowski nach Schließung der Wahllokale siegessicher vor seine Anhänger – mit erhobenen Armen und fester Überzeugung, der nächste Präsident Polens zu werden. Laut ersten Nachwahlbefragungen lag er lediglich 0,6 Prozentpunkte vor seinem Gegner.
Trzaskowski sprach von einem „besonderen Moment“ in der Geschichte Polens und kündigte an, das Land werde „wie ein Torpedo“ in die Zukunft aufbrechen.
Vier Stunden später hatte sich das Blatt jedoch komplett gewendet. Der politische „Torpedo“ wechselte die Richtung – zugunsten von Karol Nawrocki, der, sollte kein Wunder geschehen, als nächster Präsident Polens vereidigt wird.
Um 2 Uhr morgens lag Nawrocki mit zwei Prozentpunkten vor Trzaskowski. Für viele polnische Medien war dies bereits Grund genug, vorsichtig von einem Wahlsieg Nawrockis zu sprechen.
Die Dynamik erinnerte stark an die US-Wahl 2016, als Hillary Clinton mit komfortablem Vorsprung ins Rennen ging, aber zusehends gegen Donald Trump verlor, je mehr Ergebnisse eintrafen.
Auch der Wahltag in Polen verlief ähnlich: Trzaskowski wurde von Wettanbietern tagsüber eine 85-prozentige Siegchance eingeräumt – doch diese schmolz Stunde um Stunde dahin.
Höchste Wahlbeteiligung seit Lech Wałęsa
Mit 72,8 Prozent war die Wahlbeteiligung so hoch wie seit den ersten Präsidentschaftswahlen und dem historischen Sieg des Solidarność-Führers Lech Wałęsa nicht mehr.
Die hohe Beteiligung sowie das knappe Ergebnis spiegeln laut polnischen Medien tiefe gesellschaftliche Gräben wider – zwischen den Befürwortern eines proeuropäischen Kurses, verkörpert durch Trzaskowski, und der nationalkonservativen Linie Nawrockis, der nun aller Wahrscheinlichkeit nach das Präsidentenamt übernehmen wird.
Berichte über Nawrockis Vergangenheit als Hooligan oder seine Tätigkeit im Sicherheitsdienst eines Hotels, wo er angeblich Prostituierte für Gäste vermittelt habe, scheinen seiner Kandidatur kaum geschadet zu haben.
Noch kurz vor der Stichwahl gab Nawrocki in einem Podcast zu, als Jugendlicher an einer Schlägerei zwischen Fans seines Vereins Lechia Gdańsk und Anhängern von Lech Poznań beteiligt gewesen zu sein.