Wiener Theater mit Besucherschwund konfrontiert

Die Auslastung in den Wiener Spielstätten lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Das zeigen aktuelle Zahlen, die „Der Presse“ vorlagen. Alles auf die Pandemie zu schieben, sei aber zu kurz gegriffen.

Auch wenn so gut wie alle Corona-Maßnahmen zurückgenommen worden sind – von Normalbetrieb oder gar Vollauslastung in den Wiener Theatern kann zurzeit keine Rede sein. Im Gegenteil: Die Tageszeitung „Die Presse“ lieferte die Zahlen zu der Besucherauslastung. Und die liegen nach wie vor deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau.

„Es geht insgesamt Richtung 63 Prozent“, hieß es beispielsweise zuletzt im Burgtheater, von 47 Prozent Gesamt-Auslastung über alle Spielstätten sprach man jüngst im Volkstheater. Ein Tiefpunkt in Sachen Besucherzahlen. Beim Theater am Arthur-Schnitzler-Platz hat’s aber auch damit zu tun, dass umbaubedingt länger geschlossen war.

Menschen zieren sich noch vor vollen Sälen

Andere Spielstätten haben mit einem Besucherschwund zu kämpfen. Im April 2019 – also vor der Pandemie – lag die Auslastung im Burgtheater noch bei guten 83 Prozent. Etwa drei Jahre später im April 2022 lag diese bei rund 68 Prozent. Bei den folgenden Bühnen sah es – im Vergleich zur Pre-Corona-Ära – nicht besser aus:
• Das Akademietheater: 58 Prozent Auslastung (April 2022)
• Theater an der Josefstadt: 65 Prozent Auslastung (laufende Saison 2022)
• Kammerspiele: 79 Prozent Auslastung (April 2022)

Als Grund nennt man das Hin- und Zurückrudern in Bezug auf die Maßnahmen während der Pandemie: Immer wieder veränderte Test- und Impf-Kontrollen sowie geänderte oder abgesagte Vorstellungen. Dazu zieren sich die Menschen noch, in einem vollen Saal zu sitzen.

Gelegenheitsbesucher kommen abhanden

Der Befund der Theater zeigt eine deutliche Tendenz: Die Menschen hätten über die Pandemie quasi verlernt, ins Theater zu gehen. Diese Vermutung bestätigt Kultursoziologin Vera Allmanritter gegenüber „Der Presse“ – aber es sei zu kurz gefasst: „Plakativ könnte man auch sagen, die Theater haben es verlernt, die Menschen zu erreichen.“

Die Kultursoziologin forscht in Berlin – wo die Theater mit ähnlichen Problemen kämpfen – über kulturelle Teilhabe. Ihre Untersuchungen zeigen: Das Publikum, das jetzt wiederkommt, gehörte schon früher zu den Kernbesuchern. Jene Gruppen aber, die vor Corona mit nur geringer Wahrscheinlichkeit ins Theater gingen, bleiben jetzt noch eher fern. Damit seien viele Bemühungen, breitere Zielgruppen zu erreichen, „wieder zurück auf null gestellt“.

Ihr Eindruck sei, dass viele Institutionen nun schlicht auf eine Normalisierung hofften, darauf, dass alles wird wie früher. „Die Chance, aus der Krisensituation zentrale Veränderungsprozesse anzustoßen, wurde noch nicht ergriffen.“

(MeinBezirk)

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