Pfleger und Betreuer streiken

Im Streit um eine 35-Stunden-Woche für die Sozialwirtschaft finden heute Warnstreiks statt. Am Nachmittag gab es eine Kundgebung vor dem Sozialministerium. An knapp hundert Wiener Schulen traten auch die Freizeitbetreuer in den Streik.

Die Freizeitbetreuer werden ebenfalls nach dem Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft bezahlt. Daher streiken am Mittwoch rund 700 Betreuer an 95 Schulstandorten in Wien. Darunter sind beispielsweise die Ganztagsvolksschule in der Quellenstraße in Wien-Favoriten oder die Offene Volksschule in der Ottakringer Herbststraße.

Da die fünfte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag am Montag spät in der Nacht scheiterte, sei eine Ankündigung des Warnstreiks der Freizeitbetreuer nur kurzfristig möglich gewesen, hieß es aus der Wiener Bildungsdirektion gegenüber Radio Wien. Man habe am Dienstag ein Schreiben an alle betroffenen Schulen ausgesandt, in dem diese aufgefordert worden seien, die Nachmittagsbetreuung der Kinder mit Lehrern sicherzustellen. Für die Organisation und Kommunikation an die Eltern seien die Schulen dann selbst verantwortlich.

Versammlung vor Sozialministerium

Am Donnerstag sollen die Freizeitbetreuerinnen und -betreuer wieder normal Dienst versehen. Die nächste Kollektivvertragsverhandlungsrunde findet nächsten Montag statt. Neben den Freizeitbetreuern legten am Mittwoch auch Mitarbeiter anderer Betriebe ihre Arbeit nieder – etwa bei der Lebenshilfe Wien, den Wiener Sozialdiensten, beim Arbeiter-Samariter-Bund und der Sucht- und Drogenkoordination Wien.

Die Arbeit werde überall dort niedergelegt, wo keine dringenden Fälle zu behandeln sind, hieß es bei den Arbeitnehmervertretern. Die Streikenden versammelten sich am Mittwochnachmittag vor dem Sozialministerium.

Gewerkschaft richtet zentrale Streikleitung ein

In der Gewerkschaft GPA-djp wurde eine zentrale Streikleitung eingerichtet. Dort befinden sich sowohl KV-Verhandler und Betriebsbetreuer als auch Pressesprecher und Juristen. Diese sollen Kollegen in Betrieben im Fall von Problemen, Konflikten oder Auseinandersetzungen unterstützen, sollte es fehlende Informationen über die rechtliche Situation geben oder sollte jemand am Streik gehindert werden. Auch in den Bundesländern soll es regionale Streikleitungen geben, die die streikenden Kolleginnen und Kollegen mit Infomaterialien und Plakaten versorgen.

Arbeitgeber „denken Optionen durch“

Die Gewerkschaften GPA-djp und vida drängen in den seit Wochen dauernden KV-Verhandlungen auf eine Arbeitszeitverkürzung auf 35-Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. Die Arbeitgeber sehen diese Forderung als nicht machbar an.

Während die Arbeitnehmer streiken, bereiten sich die Arbeitgeber auf die nächste Verhandlungsrunde am kommenden Montag vor. „Wir denken alle Optionen noch einmal durch“, sagte Walter Marschitz, Verhandlungsführer der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) auf Arbeitgeberseite, am Dienstag. „Vielleicht gibt es noch den einen oder anderen Verhandlungsansatz.“

Er hofft, dass sich die Gewerkschaft bei ihrer Forderung nach einer 35-Stunden-Woche für die 125.000 Beschäftigten im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich doch noch bewegt. Im Moment sieht er das Verlangen als nicht machbar an, weil dadurch der Personalmangel im Pflegebereich noch verschärft werden würde.

(orf.at)

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