Der mutmaßliche Täter, der 31-jährige David Rodrigues aus Chicago, eröffnete das Feuer auf eine Gruppe von Menschen, die eine Veranstaltung des American Jewish Committee verließen – eine Organisation, die sich für die Unterstützung Israels und den Kampf gegen Antisemitismus einsetzt.
Bei dem Angriff wurden Jaron Lishinski (30) und Sara Lynn Milgrim (26) getötet – ein junges Paar, das Medienberichten zufolge kurz vor der Verlobung stand. Freunde und Kollegen beschreiben sie als engagierte Vermittler zwischen jüdischen und arabischen Gemeinschaften, mit dem Ziel, den Frieden im Nahen Osten zu fördern.
Radikales Manifest auf X veröffentlicht
Kurz vor dem Anschlag wurde auf einem anonymen Konto auf der Plattform X ein Manifest veröffentlicht, das offenbar von Rodrigues verfasst wurde. Darin finden sich offene Aufrufe zur Gewalt gegen Israel sowie antisemitische Hetze. Laut der Anti-Defamation League (ADL) zitiert der Text unter anderem den getöteten Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah und ruft zu „bewaffnetem Widerstand im Jahr 2025“ auf. Rodrigues bezeichnete die israelische Bevölkerung als „entmenschlicht“ infolge des „Genozids in Gaza“ und lobte den Amerikaner Aaron Bushnell, der sich 2024 aus Protest vor der israelischen Botschaft selbst verbrannt hatte.
In sozialen Netzwerken äußerte Rodrigues zudem Sympathie für die Huthi-Rebellen nach einem Raketenangriff auf den Flughafen Ben Gurion in Israel und schrieb nach der US-Wahl im November 2024: „Gebt mir nicht die Schuld – ich habe für Hamas gestimmt.“
FBI untersucht politische Verbindungen
Das FBI bestätigte, dass Rodrigues dem Bureau bislang nicht bekannt war. Nach Angaben des stellvertretenden FBI-Direktors Dan Bongino wurden jedoch „bestimmte Schriften“ sichergestellt, die mutmaßlich vom Täter stammen. Die Ermittler prüfen derzeit seine Online-Aktivitäten sowie frühere politische Verbindungen.
Rodrigues arbeitete zuletzt für eine gemeinnützige Gesundheitsorganisation und war in der Vergangenheit mit linksradikalen Gruppen wie dem Chicagoer Ableger der „Party for Socialism and Liberation“ (PSL) und der Organisation ANSWER (Act Now to Stop War and End Racism) verbunden. Beide Gruppen distanzierten sich nach dem Anschlag von ihm; die PSL erklärte, seit über sieben Jahren keinen Kontakt mehr zu Rodrigues gehabt zu haben.
Anklagepunkte und internationale Reaktionen
Rodriges wird wegen zweifachen Mordes ersten Grades, Mordes an ausländischen Diplomaten sowie wegen Waffengebrauchs bei einem Gewaltverbrechen angeklagt. Nach seiner Festnahme rief er mehrfach „Free Palestine“.
Die israelische Regierung reagierte mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen an diplomatischen Vertretungen weltweit. Gleichzeitig wächst der internationale Druck auf Israel wegen der anhaltenden Militäroperationen im Gazastreifen. Jüdische Organisationen warnen unterdessen vor einem alarmierenden Anstieg antisemitischer Vorfälle rund um den Globus.
Die US-Justiz prüft derzeit, ob im Fall Rodrigues die Todesstrafe beantragt wird – laut Justizbehörden erfüllt der Fall die formellen Voraussetzungen, eine Entscheidung steht jedoch noch aus.